Ja ich will endlich schreiben. Bisher verwehrten mir es große innere Geschehnisse. Ich befinde mich in einem Zustand zwischen Himmel und Hölle, zwischen Wahnsinn und Weisheit. Ich will die Geschehnisse darlegen, schlicht und einfach, schnell und ohne besondere Überlegung. Meine Frau und Kinder werden Nutzen daraus ziehen, oder andere liebe Menschen, die ‚nach Gott, nach Frieden und Glück verlangen.
Vor etwa 5 Jahren begann ich in mein Inneres zu blicken. Ich setzte mich nieder, entspannte den Körper und richtete den Blick auf Gott oder mein eigenes göttliches Selbst. Die ersten Tage und Wochen geschah nichts. Ich hatte Geduld. Immer wieder versank ich in mein Inneres. Ich wollte wissen, ob ich wahrhaftig eine ewig lebende Seele habe, wie sie Christus und andere Erleuchtete darlegen.
Nach langen Wochen erschütterte mich dann das erste große und unbegreifliche Ereignis. Ich hatte etwa eine Stunde gesessen, mit gottwärts fliegenden Gedanken. Plötzlich kam es über mich. Zuerst war mir, als ob ich den Leib verliere, als ob er in bodenlose Tiefe sinkt. Zugleich ergoss sich über mich ein hell leuchtendes, wogendes Lichtmeer „Ja, ich saß da, war klar bei Sinnen, und sah im ganzen Raum blendendes, flutendes Licht. Langsam floss es nieder auf mich, in mich, ich selbst wurde Licht, vibrierendes, wogendes Licht. Mit diesem Lichtstrom aber flutete in mir ein gotthohes, verzehrendes Glück. Es ist niemals in wörtliche Begriffe zu bannen. Man nennt es „himmlische Seligkeit.“
Ich erlebte diesen Vorgang bei klarem Bewusstsein. Natürlich schwiegen die Gedanken still. Und ich weiß nicht nach wie langer Zeit, als ich meine Sinne wieder langsam betätigen konnte, betete ich zuerst zu Gott, dass er dieses unmäßige Glück von mir hinweg nehmen möge, da es für mich nicht tragbar sei.
Denn, als das hohe Erleben allmählich abklang, erlebte ich eindeutig, dass mein Leib nicht mein wahres Ich ist. Ich empfand deutlich, dass ich aus fernen Höhen herab schwebte und plötzlich fest saß, das heißt, mich wieder im Leibe befand, den ich völlig verloren und vergessen hatte.
Langsam erhob ich mich, über die Maßen bestürzt und erschrecken. Ich lief in der Küche auf und ab, lange, lange. Nur ein Gedanke bewegte mich: Gott, Du bist wahrhaftig.
Früher glaubte ich gar nicht an Gott und später nicht richtig, so, wie die meisten der Menschen auch.
Auf Grund dieses Erlebnisses versank ich nun täglich in die wundersame Tiefe meines Inneren. Sobald ich von Arbeit kam, zog ich mich zurück, von dem Verlangen getrieben, mein wahres Selbst für immer zu finden. Dieser Trieb wurde umso stärker, als ich in Zukunft sofort nach dem Einsetzen in einen fein vibrierenden. Strom eingeschaltet wurde und ein starkes Glücksgefühl dabei empfand. Die Erlebnisse nun die folgenden Wochen‚ Monate und Jahre sind vielgestaltige. Jede einzelne Versenkung war reich an wundersamen wie auch schrecklichen Geschehnissen.Vom 25.l.39 bis 12.3.39 habe ich die Geschehnisse bereits tagebuchartig niedergeschrieben. Man kann sie dort nachlesen.
Einige der bedeutsamsten jedoch, die ich mangels an Zeit nicht festhalten konnte, will ich hier darlegen. Zunächst das Hören der inneren Stimme, des allwissenden Führers in uns! Mit entspanntem Körper sitze ich in meiner täglichen Versenkung. Glück und Frieden in mir. Ich habe innigen Kontakt mit jenseitigen Dingen. Da geschieht plötzlich das Wunder. Ein feiner, stromgeladener Schlag trifft meinen Leib und meine Sinne. Sie sind ausgeschaltet. Nun beginnt es zu sprechen, wortwörtlich, klar, dringend mahnend. Ich erschrecke angesichts dieses märchengleichen Vorganges. Gigantisches Glück senkt sich gleichzeitig auf mich nieder. Gott, der Allwissende, spricht zu mir. Er sagt mir gerade, was für mich damals wie allzeitig das Wichtigste ist. Seine Sorte lauteten: „Du bist nicht zum Schriftsteller geschaffen! Hilf deinem Nächsten wie Dir selbst, dann wird es Dir immer gut gehen.“ Ja, das ist das Wichtigste, was mir gesagt werden konnte. Ich hatte früher kleine schriftstellerische Erfolge und arbeitete damals an einem Roman, der all_meine Zeit verschlang. Mir ist seitdem eines grundlegend geworden: Alles Trachten und Streben des Menschen dient nur “dem“ einen Zweck, ewiges Glück zu finden. Ein Blick auf das Trachten des Menschen sagt uns, auf welchen riesigen Umwegen er es sucht. Das Glück ruht allein in Gott, in unserer herrlichen, ewigen Seele. Warum also nicht geradeaus gehen und leidvolle Umwege sparen? Gott sagt mir, jage nicht erst nach Schriftstellerruhm, hilf deinem Nächsten wie dir selbst, dann empfängst du das höchste Glück. Und das allein ist doch dein Ziel!
Über die innere Stimme bleibt noch vieles zu sagen. Ich will es jedoch später äußern und mich jetzt wichtigeren Gegenwartsgeschehen widmen. Zunächst aber noch ein kurzes Erlebnis: Ich sitze in der inneren Versenkung. Ungewollt verliere ich plötzlich die Sinne. Ich bin, wie man sagt, eingeschlafen. Aber nur für kurze Sekunden. Denn ich erwache alsbald wieder mit normalen Sinnen, aber was nehmen sie wahr, scharf und unzweideutig? Ich erschaue jenseitige Menschen! Zuerst jedoch bannen mich seltsame Klänge, tumultartige, glocken-ähnliche Töne und andere lärmhafte Geräusche. Was ist hier los, denke ich. Sind durch das offene Stübchenfenster Kinder eingestiegen, die hier spielen und jolen? Denn die Klänge ähneln bald denen auf einem frohen Kinder- oder Schützenfest. Da fällt mir jedoch ein, dass ich allein in meinem Stübchen sitze, die Augen geschlossen halten und das dunkle Abendstunde ist. Jetzt erst erfasse ich, daß ich ins Jenseits blicke. Etwa drei Meter vor mir sehe ich menschliche Gestalten schweben. Mit leichten, anmutigen Bewegungen schweben sie im Raum. Wieder erfasst mich ein maßloses Glück; Ich sehe, dass die Toten leben, dass ich leben und nie sterben werde. Sogleich aber bestürmt mich der sehnliche Wunsch, meinen verstorbenen Vater zu sehen. Kaum jedoch als dieser Wunsch geäußert war, verstummte der lauthafte Dauerton, der genau so klang wie früher in den Fernsprechhörern, wenn die Verbindung noch nicht hergestellt oder aufgelegt war. Ich blickte wieder in leeres Dunkel. Plötzlich jedoch schaltete sich das Jenseits noch einmal ein. Ich hörte den Dauerton und sah die Gestalten. Aber leider nur für eine halbe Sekunde. Ich mochte still sein und lauschen und beten wie ich wollte, das Jenseits blieb nun verschlossen. Aber betrübt war ich nicht.
Ich habe jedoch heute die erlebnisscharfe Erkenntnis, dass es nach der Vervollkommnung unseres Lebens einpersönliches Ich-Sein nach dem Körpertode nicht gibt. Ich erlebe das Eingehen und die völlige Auflösung meines kleinen Ich-Menschen in die allgeistige Einheit – in Gott. jene menschlichen Gestalten, die ich sah, sind also astralische Formen die der Mensch in seiner Entwicklung ebenso abwirft wie das Fleisch.
Und nun will ich jenes gewaltige Geschehen darlegen, das im April 1939 seinen Anfang und heute noch seinen höllisch-himmlichen Fortgang nimmt. Daß das irdische Sein von vielartigen geistig-magnetischen Strömen durchfloßen wird, habe ich schon in meinen Tagebuchblättern eingehend berichtet. Diese Ströme sind, gleich wie der elektrische Strom, körperlich stark fühlbar. Ich sagte auch schon, dass ich, sobald ich mich hinsetzte, nach der Körperentspannung in einen Strom eingeschaltet wurde, der mich auch nach stundenlanger ‘ Versenkung nicht nur nicht wieder verließ, sondern der auch oft tagsüber, während ich stand oder lief, durch Körper und Kopf vibrierte. Zumeist wirkt er äußerst wohltuend. An jenem schrecklichen Tage jedoch schlug er während einer Versenkung plötzlich derart heftig in mich ein, dass er mein ganzes Ich wie ein rauschendes Meer zu verschlingen drohte. Ich verlor hierbei wieder den Körper, riss ihn jedoch entsetzt empor und brach die Versenkung sofort ab. Der Strom aber stand diesmal nicht wieder still. Ich befand mich wie auf hohem Meer, allein, scheinbar rettungslos verloren. Sturm bewegte Wogen schlugen auf mich ein. Ich wagte mich nicht zu setzen. Oh nein. Ich hätte den Leib verloren. Das Entsetzlichste aber hierbei war, dass ich mit dem Einschlagen des Stromes plötzlich ein volles und eindeutiges Sterbegefühl hatte. Ja, meine Überzeugung zu sterben war vollkommen zweifelsfrei. So weckte ich, buchstäblich zu Tode erschrecken meine Frau und erklärte ihr, dass ich sterben müsse. Erregt lief ich auf und ab, unaufhörlich, lief dann später in die in Nacht hinaus, irrte stundenlang umher, schrie nach Gott, bat um Ruhe und Stärke.
Da besann ich mich plötzlich an das Buch von Paul Brunton: „Yogis, verborgene Weisheit Indiens.“ Er schildert dort das gleiche Erleben eines indischen Heiligen, eines vollendeten Gottmenschen, unübertroffen an Weisheit und Reinheit. Er wird Maharischi genannt, „Der Große Seher“. Ich werde ihn hier späterhin oft anführen, da mir seine weisen Worte als Grundlage meines Werdeganges dienen. Also, dieser Weise wurde eines Tages, in seiner Jugend, eben von dem gleichen, unheimlichen Sterbegefühl ergriffen. Er fiel bei vollem Bewusstsein in eine innere Schau, erblickte dort sein wahres, ewiges Selbst und war in wenigen Jahren einer der größten Seher aller Zeiten.
Das gleiche Erleben des Maharischi schenkte mir augenblicklich Ruhe und Stärke. Nach Stunden streckte ich mich ein wenig lang, sprach mit meiner Frau. An Schlaf war nicht zu denken. Das Sterbegefühl hatte einigermaßen nachgelassen. Der rauschende Strom jedoch stand nicht still. Auch nicht das entsetzliche Gefühl des Zerrinnens und Auflösens in den unendlichen Raum.
Am Morgen ging ich dann zur Arbeit, die ich jedoch einige Wochen darauf, am 27.6.39, aufgeben musste. Ich meldete mich arbeitsunfähig krank. Meine Qual in den kommenden Monaten und Jahren war unermesslich groß. Ich glaube nicht, dass ein Mensch je schrecklichere Schmerzen tragen kann. Ich will sie nicht darlegen.
Einige Sachlichkeiten jedoch muss ich festhalten. Ich erkannte jetzt deutlich, dass ich mich vermessen hatte, in das Reich des Geistes einzudringen, ohne mich vorher seinen Lebensbedingungen anzugleichen “Mit allen Fehlern belastet, die ein irdischer Normalmensch hat, strengte ich mich lediglich an den Körper restlos abzustellen ‚um die Dinge hinter den Dingen zu erblicken. Dieser Weg war falsch oh grundfalsch. Körper und Verstand sind irdischer Natur. Beide sterben mit dem Tode. Das innere geistige Ich des Menschen jedoch ist ewiger Natur. Weil ich nun die geistige Ebene betreten hatte, ohne vor allem den Verstand zum Schweigen zu bringen, drohte mir der Verlust von Körper und Verstand. Ja, meine Gedanken flogen einher wie der Staub im Winde. Alle Festigkeit des Denkens war zerflossen. Die Kraft jenes Stromes raubte sie mir. Ja die Hölle ist gleich, wie der Himmel, nur in uns. Ich erlebte sie. Ein wildes Heer teuflischer Gedanken drangen auf nach ein. Gedanken die ich früher nie getragen hatte. Sie folterten mich. Ich erkannte jetzt die Wahrheit des Gesetzes: Gleiches zieht gleiches an. Geringe schlechte Gedanken genügen also, um die siebenfache Zahl derselben Art herbeizuziehen Sie überwältigen uns mit ungestümer Stärke und man muss sich unaufhörlich anstrengen, den Quell des Guten den jede Menschenseele in sich birgt, allmählich in Fluss zu bringen und alles Schlechte damit herauszuschwämmen.
In diesen Wochen und Monaten erlebte ich jedoch auch den Himmel in mir. Ein Quell unsagbarer Glückseligkeit ergoß sich bisweilen durch mein lnneres, stundenlang; tagelang. Ich erschaute in mir einen Menschen vollendeter Reinheit‚ Liebe und Stärke.
Meine Empfindsamkeit allen äußeren wie inneren Eindrücken gegenüber war schier ins Ungeheuerliche gestiegen. Jedes unsaubere Wort, a“s an mein Ohr klang, verletzte mich wie mit Dolchen und vermochte mich, wenn ich nicht ein Übermaß an Stärke und Ruhe aufbrachte‚ in einen wahnwilden Zorn zu versetzen.